„Manchmal steckst du fest und denkst, du kommst nie wieder frei - und manchmal geht der Weg sich wie von selbst.“
Zwei Wochen sind ins Land gezogen seit meinem letzten Eintrag. Ich stecke gerade in den Vorbereitungen für unsere kleine Reise, die wir nächste Woche machen. Wir planen, am Montag Richtung Nordwesten des Landes zu fahren, in die Provinzen Salta und Jujuy. Ich glaube, ich habe schonmal erwähnt, dass am Montag die Semana de Estudiantes beginnt, eine Woche lang keine Kurse stattfinden und wir ein bißchen mehr Zeit haben, unterwegs zu sein. Ansonsten schreibe ich gerade noch an zwei Projektarbeiten für die deutsche Uni, die bis Ende des Monats fertig sein müssen - ein Forschungsbericht zum Thema Wirtschaftskontakte und Interkultureller Kompetenz sowie einer kommentierten Bibliographie mit dem wunderschönen Titel „Dominikanische Republik – Sprach – und Kulturkontaktprobleme der haitianischen Immigration“. Mir geht’s gut und ich freu mich, endlich mal ein paar Tage rauszukommen aus der Stadt!
An meinem Geburtstag war ich zusammen mit Heiner, Karo, Leona und Tina zusammen essen, lecker Rumpsteak (was sonst!). Danach sind wir in eine Bar gegangen, wo wir noch auf Danielle samt Anhang getroffen sind. Danielle hat jamaikanische Wurzeln, kommt aus London, studiert in Nottingham und spricht mehr Sprachen als jede andere Person, die ich kenne. Ihr deutsch ist wirklich gut, auch wenn sie das immer abstreitet! Ihre Begleitung, Leo, studiert auch Sprachen und ist Heiners Zimmergenosse in deren Residencia. Das unglaubliche: Die beiden wussten nicht, dass sie am Abend auf dem selben Geburtstag sind, es war also reiner Zufall, dass Danielle ausgerechnet Heiners Zimmergenossen mitgebracht hat! Zufälle gibt’s!
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Wir in der Bodega de Faustino |
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So sieht ein gutes Stück Fleisch aus! |
Eine Liveband hat auch gespielt, allerdings nur einen Song! Da lohnt es sich doch, eine komplette Backline für aufzubauen! Wahrscheinlich haben sie aber später in der Nacht noch weiter gespielt, als wir schon weg waren. Es war aber ein wirklich netter Abend, wobei es natürlich ungewohnt ist, seinen Geburtstag ohne Freunde und Familie zuhause zu feiern. Das war wahrscheinlich sogar mein erster Geburtstag außerhalb von Rees, ich kann mich nicht erinnern, irgendwann mal unterwegs gewesen zu sein.
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Karo, Leona, ich, Danielle und Heiner in der Bar Maria Maria |
In der darauffolgenden Woche ist wieder nicht viel passiert. In der Uni fällt aufgrund von Paro (Streik) ab und zu immer mal wieder was aus, ich habe mein erstes practico (Test) geschrieben (und bestanden – Wahnsinn!) und wir haben uns um unser Visum bemüht. Eigentlich ist es unnötig, dass zu beantragen, denn mit deutschem Pass bekommt man ein 90-tägiges Touristenvisum, was um dieselbe Zeit erneuert wird, wenn du einmal aus- und wieder einreist. Bedeutet: Einmal ein Besuch in Chile, Bolivien oder sonstwo während deines Aufenthaltes in Argentinien – und das haben die meisten ja sowieso vor. Die Uni lässt uns aber keine Wahl und zwingt uns, ohne erkennbaren Sinn den bürokratischen Weg zu gehen. Der beginnt mit dreistündiger Wartezeit, die sich aber durchaus gelohnt hat, denn danach hatten wir… einen Termin für Anfang Oktober in der Tasche! Liebe Deutsche, wenn ihr euch also nächstes Mal aufregt, dass ihr drei Stunden beim Arzt warten müsst, denkt an die Migraciones in Argentinien, die einen drei Stunden auf eine Terminvergabe warten lässt! Wer weiß, wie lange es dann beim nächsten Mal dauert. Klar, andere Länder, andere Sitten, andere Kultur, alles ist anders und ich will auch eigentlich möglichst wenig meckern, aber man muss das jawohl auch durchaus mal negativ bewerten dürfen, ohne gleich als Kulturbanause abgestempelt zu werden. Aber klar, im Endeffekt bekommen wir irgendwann unser Visum und die paar Stunden Wartezeit haben uns dann auch nicht umgebracht.
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Picadilly Circus für Arme |
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Eine Art Volksfest mit Livemusik auf der Plaza Colón |
Diesen Donnerstag waren wir nochmal bei unseren Freunden vom Baluch Hostel, zum Asado. Das war beim letzten Mal wirklich weltklasse, so dass wir nachgefragt haben, ob wir nochmal kommen können, war natürlich kein Problem. Wir sind in diesem Falle: Heiner, Vanessa, Astrid und ich. Weil es jetzt schon fast Frühling ist, fand es dieses Mal oben auf der Dachterasse statt. Mit Jacke waren die Temperaturen auch abends um 11 noch absolut in Ordnung. Heute waren unter anderem wieder ein paar Franzosen, ein Uruguayer und ein Australier dort. Andrew, der Australier, ist für mehrere Wochen in Lateinamerika unterwegs, war schon in Ecuador, Peru und Bolivien, ist gerade in Córdoba und hat noch die Wasserfälle von Iguazú und Buenos Aires vor sich. Sehr netter Kerl, mit dem ich mich bei bestem Fleisch recht lange unterhalten habe.
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Asado auf der Dachterasse des Baluch Hostels |
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Blick in die Nachbarschaft des Nordzentrums von der Baluch-Dachterasse |
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ich, Heiner, unknown, Andrew |
Heute wollte es der Zufall so, dass ich mit Vanessa und Astrid (den beiden Mädels aus Köln) zusammen zu einer Art Pferderanch gefahren bin, circa zwei Stunden mit dem Bus Richtung Norden. Astrid lernt dort, Polo zu spielen und eigentlich wollten wir ihr dabei zusehen, aber aufgrund eines Missverständnisses konnte sie heute keinen Unterricht nehmen. Egal, es war die Fahrt trotzdem allemal wert, denn es ist immer schön, rauszukommen, der kleine Ort war nett und die Ranch sowieso, freundliche Leute, tolle Landschaft und ein kleiner Berg, den wir erklommen haben!
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Auf der Fahrt nach Villa del Totoral |
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Hottas auf der Hottaranch |
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Die Ranch selbst |
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Aufenthaltsraum |
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ohne Worte |
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Ein Hundi darf hier natürlich nicht fehlen |
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Der Mond schiebt 24-Stunden-Schichten |
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Auf dem Gipfel des Miniberges |
Nach meinem ersten Australier habe ich hier im Hostel auch meinen ersten Peruaner kennengelernt, der großer Beatles-Fan ist und dem die Kinnlade runtergefallen ist, als ich ihm erzählt habe, dass mein Vater die Beatles in den 1960ern live gesehen hat. Er hat mir natürlich auch Reisetipps gegeben, so wie alle Leute hier, die man darauf anspricht. Es ist wirklich jeder unglaublich hilfsbereit und gibt einem selbst dann Tipps, wenn man gar nicht danach fragt. So mischte sich gerade eben ein Mexikaner ein, als ich mit dem Mädel von der Rezeption über Salta geredet habe und mir ein paar Tipps für unseren Trip abholen wollte. Er kam wohl mehr oder weniger gerade aus dieser Ecke und hat mir quasi eine komplette Tour aufgeschrieben, die für eine Woche geeignet ist. Also, das macht wirklich Spaß und Leute aus aller Welt kennenzulernen ist ja auch absolutes Neuland für mich.
Morgen werde ich dann nochmal meine Projektarbeiten in Angriff nehmen sowie unseren Trip mit Vanessa und Heiner abstimmen, damit es Montag auch endlich losgehen kann. Ich freu mich drauf und habe jetzt auch endgültig die Gelassenheit gefunden, die man für so eine Auslandsgeschichte, wie ich sie gerade mache, braucht.