Dienstag, 15. März 2011

14.3.2011, 15:52 Uhr (Titikakasee / Lima / Osterinsel / Cusco):

In den letzten Wochen meiner Reise bin ich leider nicht mehr dazu gekommen, meinen Blog zu aktualisieren. Entweder fehlte es an Zeit, an einer einigermaßen vernünftigen Internetverbindung oder an einem Cardreader, mit dem ich meine Fotos überspielen kann. Unverhofft war ich fünf Tage länger unterwegs als geplant.

Der Plan: Am Morgen des 2.3. fliegen wir von Trujillo nach Lima, um von dort aus nach Caracas zu starten, wo wir einen Tag später unseren Heimflug nach Frankfurt antreten.

Die Realität: Am Morgen des 2.3. steckt Lima in einer dicken Nebelwolke, der Flughafen ist gesperrt, es gehen keine Flieger raus und es kommen keine rein. LAN cancelt unseren Flug ersatzlos, der Flieger von Lima nach Caracas am Nachmittag startet ohne uns. Anfangs im Glauben, dass LAN es wohl irgendwie hinbekommen wird, uns innerhalb von 30 Stunden nach Caracas zu bringen, mussten wir uns langsam der Realität stellen: Die Airline ruht sich darauf aus, dass es höhere Gewalt war – das heißt: die Passagiere sind erstmal scheißegal. Der nächste Flieger, den man uns anbot, ging am nächsten Tag gegen Mittag, direkt mit dem Hinweis, dass es aber auch sein kann, dass dieser ausfällt und man empfahl uns, einen Bus nach Lima zu nehmen, von dort aus könne man gegebenenfalls mehr erreichen. Im LAN-Büro im Zentrum von Trujillo wollte man uns dann sogar weismachen, dass unser (nebenbei bemerkt hundsteures) Ticket nach Caracas jetzt einfach verfallen würde, weil war ja höhere Gewalt. Aber wir hatten Glück, da wir ein recht flexibles Ticket hatten, was kostenlos umbuchbar war. Nur hatten wir nichts davon, in Caracas zu landen, nachdem unser Flieger nach Hause schon lange weg war. Die beiden Damen boten uns außerdem an, für eine Strafgebühr (Penalty!) von 100 US-Dollar unser Ticket zu erstatten. LAN wollte tatsächlich noch Geld damit verdienen, uns nicht befördert zu haben! Wir dachten, dass sich die Damen dort in der Provinz einfach nicht auskennen, aber diese Praxis wurde uns in Lima dann tatsächlich von der Chefin des Kundencenters bestätigt. Nach ellenlangen Diskussionen mit verschiedenen Mitarbeitern dort sahen wir die einzige Chance, unser Geld wiederzubekommen darin, uns an den Internetanbieter zu wenden, wo wir das Ticket gebucht hatten. Und zack, nach einem halbstündigen Telefonat hatten wir die Zusage, dass der komplette Preis erstattet wird. So geht’s doch auch!

Nun saßen wir aber trotzdem noch in Lima, unser Flug nach Frankfurt war längst weg und wir mussten eine Alternative suchen. Den Lufthansaflug nach Frankfurt umzubuchen war keine Alternative, da die Airline knapp 500 Euro haben wollte, wenn man den Flug einen oder mehrere Tage nach hinten verlegen wollte. So haben wir gesucht und gesucht und sind auf eine Billigairline gestoßen, die uns für verhältnismäßig wenig Geld nach Florida flog. Von da aus kamen wir dann dank Air Berlin zwei Tage später nach Düsseldorf. Wer sich ein bißchen mit Flugpreisen auskennt, der wird wissen, dass es verdammt teuer wird, wenn man kurzfristig bucht und das Oneway-Flüge meist sowieso unbezahlbar sind. Beides in Kombination ist eigentlich tödlich, so dass wir sehr glücklich waren, diese preislich wirklich annehmbare Kombination gefunden zu haben!

Fühlt sich super an, sieht scheiße aus
Aber ich mach das beste draus.

Kurze Einordnung: Bis Adi kommt sind wir ein paar Tage zu zweit unterwegs. Wir haben gerade die bolivianisch-peruanische Grenze passiert und sind jetzt am Titikakasee. Dort haben wir nicht viel unternommen, da es mir nicht so gut ging. Das einzige, was wir besichtigt haben, waren die schwimmenden Inseln im See, die zum Großteil aus Schilf bestehen und die noch heute von Nachfahren der Aymara-Indianer bewohnt werden. Von Juliaca am Titikakasee ging es weiter nach Lima, wo wir noch in derselben Nacht Adi am Flughafen abgeholt haben.

Nun hatten wir noch drei Tage in Lima, bevor es zur Osterinsel ging. Von Lima hat niemand von uns viel erwartet, da man selten was Gutes über diese Stadt hört. Umso schöner ist es dann, wenn man damit überrascht wird, dass die Stadt wirklich einiges zu bieten hat. Wir waren, wie die allermeisten Touristen, im Stadtteil Miraflores in einem wunderbaren Hostel, nur wenige Blocks vom Meer entfernt. Das Hostel war wirklich eines der besten, in denen ich in der ganzen Zeit gewohnt habe, so wohl gefühlt habe ich mich sonst nur „zuhause“ in Córdoba. Die Küste dort ist ebenfalls der Hammer, kilometerweit ein sehr grüner gepflegter Park, der etwa 50 Meter über dem Meer schwebt, hinter einer Steilküste. Das Zentrum ist ebenfalls sehr modern und gepflegt und stand in komplettem Kontrast zu dem Peru, was wir bisher kennengelernt hatten. 


Schwimmende Insel am Titikakasee


An der Küste Limas

Dann ging es zur Osterinsel, fünfeinhalb Stunden Flug über den Pazifik, zu einer der abgelegensten Inseln der Welt. Über 3500 Kilometer sind es bis zum südamerikanischen Festland, Richtung Westen sind es etwa 4000 Kilometer, bis man mitten in der Südsee ist. Wir haben hier vier Nächte in einem Hostel verbracht und drei Nächte auf einem Campingplatz mit Meerblick. Ärgerlich, dass wir es nicht vorher dorthin geschafft haben, weil es erstens viel billiger, aber vor allem auch viel schöner dort war als im Hostel. Die Insel ist sowieso aufgrund ihrer Abgeschiedenheit relativ teuer. Nach drei Wochen in Peru und Bolivien kriegt man schon einen kleinen Schock, wenn man für eine Wasserflasche umgerechnet zwei Euro oder für eine Portion Pommes etwa vier Euro bezahlen muss. Abgesehen davon war es aber ein sehr schönes Erlebnis, einmal so weit weg von allem zu sein. Wir haben den unglaublichen Sternenhimmel genossen, saßen mit der Gitarre am Meer, waren am Strand, haben einen Tag die Insel mit einem Klappergestell, was sich Auto nannte, erkundet und hatten das Glück, genau zu der Zeit dazusein, wo hier das größte Festival des Jahres stattfindet. Jedes Jahr im Februar gibt es ein zehntägiges Event, wo die Einheimnischen Tänze aufführen, Konzerte spielen und vieles mehr machen.
Einer der zahlreichen Moais auf der Osterinsel

Bei "Donde el Gordo", Hotdog essen und Kakao trinken

Heiner, Adi und 9 von 15 Moais

Anakena Beach, der einzige nennenswerte Strand der Insel

Blick aus unserem Zelt
Bei einer stundenlangen Wanderung quer über die Insel



Moais vor dem Sonnenaufgang



Krater des zweitgrößten Vulkans der Insel

Adi und unsere Gitarre

Der erste Tag vom Tapati Festival 2011
Nach dem Rückflug nach Lima sind wir (jetzt nur noch Adi und ich, Heiner ist bereits nach vier Tagen auf der Insel wieder abgereist) relativ zügig zurück zum Titikakasee geflogen, wo Louise und Adi sich dann kennengelernt haben. In dieser Konstellation sollten wir dann jetzt gut zwei Wochen unterwegs sein, bevor Louise Ende Februar dann das nachholt, was wir gerade hinter uns gebracht haben: zur Osterinsel zu fliegen. Adi und ich hatten erstmal ganz schön mit der Höhe zu kämpfen: Von Meereshöhe ging es innerhalb einer Stunde auf 3800 Meter hoch. Ich war zwei Tage lang eigentlich nur müde. Als wir wieder einigermaßen fit waren, ging es mit dem Bus weiter nach Cusco, einer historisch unglaublich bedeutenden Stadt mitten in den Anden. Auch hier hatten wir ein herrliches Hostel, wo es jeden Abend verdammt gutes Essen für verdammt wenig Geld gab. Von Cusco aus starteten wir eine Tour ins Sacred Valley und zum Machupicchu, der alten Hauptstadt der Inka, deren Wiederentdeckung sich dieses Jahr erst zum 100. Mal jährt. Unglaublich, dass so etwas noch Anfang des letzten Jahrhunderts unentdeckt war! Hier vor Ort hat man einen tollen Eindruck davon bekommen, wie die Inka damals gelebt haben und es ist erstaunlich, was noch alles erhalten geblieben ist. Wobei man dazusagen muss, dass viele Bauwerke ja auch „erst“ etwa 600 – 700 Jahre alt sind und damit überhaupt kein Vergleich zum Beispiel zu den Bauwerken aus der Zeit des Römischen Reiches oder der alten Ägypter.

Wir mit Ye-Yong, einem koreanischen Philosophieprofessor, der zwei Tage mit uns unterwegs war
Blick aufs Sacred Valley, Cusco

Louise und ich in Ollantaytambo - von hier aus fährt der Zug nach Machupicchu

Machupicchu von oben
Einer der wenigen Bewohner Machupicchus


Nächstes Ziel war dann wieder Lima. Da wir uns aber keine 25-stündige Bustour antun wollten, machten wir einen zweitägigen Zwischenstopp in Arequipa, der zweitgrößten Stadt des Landes. Die Gegend hier und auch der komplette Küstenstreifen Perus ähnelt sehr einer Mondlandschaft. Arequipa selbst fand ich recht unspektakulär, irgendwo zwischen modernem Lima und indigenem Puno. So freute ich mich dann auf unseren vermeintlich letzten Stopp in Lima, aufs Cirque Hostel und aufs Meer. Hier hatten wir dann noch ein paar tolle Tage, wir haben uns von Louise verabschiedet und ich mich quasi schon von Südamerika. Ich hatte keine großen Erwartungen an die letzten beiden Tage im Norden des Landes und so kam es auch, dass Trujillo eher wenig zu bieten hatte und wir uns ja auch noch mit dem ganzen Ärger rumschlagen mussten, den uns die Streichung unseres Fluges eingebracht hatte. Nachdem wir aber nach gut zwei Tagen mehr oder weniger alles geklärt hatten, haben wir die unverhofften Tage in Lima und vor allem die beiden Tage in Florida sehr genossen. Wir sind in Fort Lauderdale gelandet und haben dort nach sehr nervigen Einreisemodalitäten („Was willst du hier? Was bist du von Beruf?Ach, Student? Wer hat denn dann deinen Flug bezahlt?“) unseren Mietwagen abgeholt. Es war ein richtig tolles Gefühl, nach sieben Monaten des Busreisens nun die Freiheit zu haben, schnell und spontan dorthin zu fahren, wohin man will. Wie sich das gehört, haben wir Burger gegessen, zu lauter amerikanischer Rockmusik sind wir den Highway runtergefahren und haben ein wirklich sehr freundliches und entspanntes Völkchen erlebt, von den Grenzbeamten mal abgesehen. Das lustige: Im September werde ich zusammen mit Freunden genau hierher nach Südflorida zurückkehren – somit konnte ich mir schonmal einen kleinen Vorgeschmack holen. Insgesamt war es ein verdammt würdiger Abschluss einer Reise, die man so wohl nur einmal im Leben macht.

Die letzten beiden Einträge folgen dann innerhalb der nächsten zwei Wochen.


Ich auf der Terasse des Cirque Hostels, Lima
Unsere Gitarre  im Cirque

Kerker eines Klosters in der Altstadt von Lima

Hostelzimmer in Trujillo

Zurück in Lima, ein letztes Mal an der Küste
Wir mit zwei Mitarbeitern des Cirque
USA!

Adi und Odyss, eine riesige Dalmatiner-Dogge, im Hostel in Ft. Myers

Wir mit Pia und zwei anderen Jungs (ja, das mit den Namen ist nicht immer so einfach)

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