Dienstag, 24. August 2010

24.8.2010, 18.24 Uhr:

So, eine weitere Woche ist ins Land gezogen, ich bin mittlerweile bei den Mädels ausgezogen und wohne vorübergehend wieder in einem Hostel. Ich habe im Moment ein Zimmer für mich allein, was nach 14 Tagen ohne echte Privatspähre echt angenehm ist! Das Hostel selbst ist richtig klasse – ich hätte gar nicht gedacht, dass es hier tatsächlich so etwas neues, sauberes und modernes gibt und das zum annähernd gleichen Preis! Also, ich fühle mich hier gerade echt wohl und wenn ich keine gescheite Alternative finde, wo ich mit Argentiniern (oder Spanischsprechenden) zusammenwohnen kann, werde ich bis November möglicherweise hier bleiben. Unglaublicherweise kostet beides in etwa das Gleiche, von der Seite aus macht es also keinen Unterschied.


Das Go Hostel. Schön farbenfroh. Die Argentinier leben ansonsten am liebsten
ohne viel Einrichtung mit mit weißen Wänden in der ganzen Wohnung!

Die Zimmer hier sind nach den verschiedenen argentinischen Provinzen
benannt. Ich wohne im "Tierra del fuego", im Feuerland, die südlichste
Spitze Argentiniens und gleichzeitig der südlichste besiedelte Fleck auf
dieser Erde

La Plaza Colón - in der Nachbarschaft befindet sich mein Hostel

Raubvogel auf Nachbars Balkon. Weiß jemand, was das für ein Vogel ist?

Über die vergangene Woche kann ich nicht so viel berichten. Alles lief wie in der vorherigen Woche, man geht zur Uni, man erledigt einige organisatorische Dinge und so weiter. Man muss sich hier nicht nur an der Uni einschreiben, sondern auch am Fachbereich. Das ist mittlerweile passiert. Diese Woche bekomme ich noch meine endgültige Immatrikulationsbestätigung und meinen Studentenausweis, dann muss ich denke ich nur noch das Visum beantragen und damit hat sichs hoffentlich.

Am Freitag war ich mit Heiner im Kino, in Inception (oder El Origen, hier in Argentinien). Zu unserem Glück schauen die Argentinier Filme lieber in der Originalsprache, heißt hier: Englisch – und man versteht was! Auch wenn ich dem Film nicht zu 100 % folgen konnte. Natürlich wird der ganze Kram auch spanisch synchronisiert, schließlich ist es die Sprache mit den zweitmeisten Muttersprachlern, aber angeblich liegt es daran, dass die Argentinier das Hochspanische nicht mögen und deshalb lieber OmU schauen. Ob das der wahre Grund ist, weiß ich aber nicht. Untertitel sind natürlich dabei und wenn man fleißig mitliest, dann trainiert man zwangsläufig sein Spanisch. Somit lernt man zwei Sprachen gleichzeitig!


Vorm Kino

Samstag wollte ich zusammen mit Heiner und seinen Kollegen aus der Residencia in eine Bar, aufgrund eines blöden Missverständnisses haben wir uns aber am Treffpunkt verpasst und da er Probleme mit seinem Handy hat, war er für mich an diesem Abend nicht mehr auffindbar. So kam ich dann nach anderthalb Stunden Fussmarsch wieder im Hostel an und habe mir den nächsten DiCaprio-Film angesehen, Shutter Island. Guter Film!

Am Sonntag habe ich dann mit den drei Mädels den ersten Ausflug nach außerhalb gemacht. Oh man, tat das gut, mal nicht nur Beton zu sehen und endlich mal aus der Stadt rauszufahren! Wir sind nach Villa Carlos Paz gefahren, ein kleiner Urlaubsort 40 Kilometer außerhalb. Lasst euch nicht von den tollen Bildern auf der Homepage täuschen, es ist hier im Moment Winter und das einzige, worauf man sich zu dieser Jahreszeit hier verlassen kann, ist, dass es NICHT regnet. Somit ist alles elend verdörrt und nichts ist grün. Was Winter somit nicht unbedingt mit sich bringt, ist Kälte, denn für den Sonntag waren 30° angesagt und die wurden gefühlsmäßig auch erreicht. Im Ort selbst saßen wir dann auf einer Terasse eines Hotel-Restaurants und haben zu Mittag gegessen, stundenlang! Danach gings ein bißchen weiter und wir haben uns auf eine Wiese gelegt, Musik gehört und einem kleinen Jungen beim Fussball spielen zugeschaut. Ein schöner Tag wars!

Beim Mittagessen


Ich mit Hundi

Kleiner argentinischer Max wartet auf den Fussball



Der Mond trotz Tageslicht. Die Bilder sind stellenweise so neblig,
weil es hier so trocken ist

Gerade habe ich hier die Champions League – Quali zwischen Bremen und Genua geschaut, gleich gibt’s noch was zu Essen und für den Rest des Abends steht nichts auf dem Plan. Im Laufe der Woche würde ich gern mal Kartfahren gehen, das hab ich schon die ganze Zeit vor. Ich werde mich dann wahrscheinlich wieder zum Anfang der nächsten Woche melden und versuchen, den Rhythmus ungefähr beizubehalten. In den ersten zwei Wochen gab es naturgemäß mehr zu berichten als jetzt, wo es langsam Richtung Alltag geht. Ich hoffe, dass weiterhin trotzdem berichtenswertes passiert und es nicht erst wieder zu den größeren Reisen interessant wird (wobei die Highlights wahrscheinlich wirklich erst in der zweiten Hälfte kommen werden).

Dienstag, 17. August 2010

16.8.2010, 22.04 Uhr:

"And I don't care as long as you sing."

Der Frühling kommt! Ich war heute zum ersten Mal im T-Shirt draußen, ohne, dass es zu kalt war!  Herrlich. Ich denke, dass heute zum ersten Mal die 20°-Marke geknackt wurde. Im Laufe der Woche soll es sogar bis auf 30° raufgehen, Wahnsinn!

Freitag sind wir aus dem Hostel ausgezogen und mit dem Taxi zur Residencia gefahren. Da ich für’s erste erstmal 4 Wochen dort bleiben und mir die Option offenhalten wollte, hier noch richtig in der City zu wohnen (die Residencia liegt etwas außerhalb), galt für mich nicht mehr der Preis, den mir Heiner übermittelt hatte, sondern ein um etwa 50 % höherer. Ich hatte gehört, dass es hier üblich ist, die Miete für 4 Wochen zu bezahlen und danach weiterzusehen. Falsch gedacht! Der neue Preis erschien mir aber für das, was geboten wurde, eindeutig zu hoch und ich habe abgelehnt. Die Mietpreise sind hier sowieso etwas komisch. Einerseits kann man hier zwar für ca. 150 Euro inklusive Nebenkosten wohnen, was ja toll ist, aber andererseits muss man sich mal anschauen, was man dafür geboten bekommt: Für den Preis kriegt man in der Regel nur ein Zimmer, das man sich mit einer anderen Person teilen muss; zudem sind die Einrichtungen, wie schon beschrieben, alle ziemlich alt und relativ billig, die Vermieter investieren anscheinend über Jahre hinweg keinen Cent, äh, Centavo. Ich wette, dass man diese „Bruchbuden“ (für deutsche Verhältnisse!)  für relativ wenig Geld kaufen kann, was dann bedeutet: Bomben-Rendite für die Besitzer. Aber solange es insbesondere die Austauschstudenten mitmachen, läuft das Geschäft.

Genug Sozialkritik, weiter im Text. Also, wenn ich das Gefühl habe, dass ich zu wenig für mein Geld bekomme, dann lasse ich es sein. Und so hab ich das auch gemacht und bin erstmal für ein paar Tage zu Leona und Karo auf die Couch gezogen, um mir von hier aus eine Wohnung in der Stadt zu suchen. Ich hatte mir aber trotzdem am Freitag erstmal ein wenig Bedenkzeit erbeten und bin mit dem Verwalter (David, der am Mittwoch auch beim Asado gegrillt hat, sehr netter Typ!) so verblieben, dass ich mich am Abend melde. Ich bin dann am Abend aus der Stadt zu dieser Residencia gelaufen. Eigentlich war ich mir sicher, dass ich den Weg kenne, aber irgendwie habe ich mich total verlaufen. Eine Joggerin hat mir dann weitergeholfen. Und wie! Ich habe nach dem Weg gefragt und sie hatte eine Ahnung, wusste es aber nicht genau. Sie ist dann erstmal mit mir übergelaufen und wollte sich nach ca. 10 Minuten nochmal bei einem Kioskbesitzer vergewissern. Es war natürlich die total falsche Richtung und ich musste den ganzen Weg zurücklaufen. Und sie ist den ganzen Weg wieder mitgekommen. Stellt euch das vor, ihr fragt in Deutschland jemanden nach dem Weg und der geht erstmal 20 Minuten mit euch auf die Suche. Gibt’s nicht! Unglaublich. Nett unterhalten konnte man sich mit ihr auch noch. Ich war echt begeistert.

Von der Residencia bin ich dann zusammen mit Sack, Pack und Heiner zu den beiden Mädels gefahren, um meine Sachen dort abzuliefern. Von da aus sind wir dann weiter zum Hostel, wo unser nächstes Asado-Erlebnis gewartet hat. Eigentlich sollte es gestern stattfinden, aber da es da richtig kalt war und geregnet hat, wurde es auf heute verschoben. Johnny vom Hostel hat uns nicht zu viel versprochen, es war ein richtig schöner Abend mit richtig gutem, mageren Fleisch, Salaten, Bier, Wein, Pepsi und das alles für etwa 6 Euro. Das Fleisch wird nach und nach serviert, es gibt etwa 8 – 9 Runden und jede Runde etwas anderes. Aber es war durch die Bank lecker und um einiges besser als das Asado am Mittwoch.
Gesellig war es auch, wir saßen mit Scouts (Pfadfindern) aus Frankreich am Tisch, die ihren Saisonabschlussurlaub in Argentinien verbracht haben. Sie waren natürlich in erster Linie in der Natur unterwegs und kannten in Deutschland auch nicht wie alle anderen Ausländer nur Bayern und Berlin, sondern auch den Schwarzwald, wo sie wohl schon einmal unterwegs waren. Außerdem konnten wir noch ein bißchen Zeit mit unseren Zimmerpartnern der letzten Woche verbringen. Maira und ihr Bruder kommen aus der „Nachbarstadt“ Rosario (500 Kilometer entfernt, aber dazwischen gibt es nicht viel!) und haben hier Urlaub gemacht. Sehr nett, auch wenn die Verständigung teilweise etwas schwierig war. Etwas einfacher war es mit Melina, einer Austauschstudentin aus Mannheim, die in Buenos Aires studiert und einen Wochenendausflug hierher gemacht hat. Jetzt habe ich schon zwei Anlaufstellen für BsAs! ;o)


 


Heiner, Maira und ich.


Heiner, Maira, Melina und ich



Alles in allem war es eine echt nette Woche im Hostel und mit dem Asado gab es einen schönen Abschluss. Man kommt so schnell mit den Leuten in Kontakt, man erzählt sich seine Pläne, holt sich Tipps für Ausflüge oder redet über irgendwas anderes. An den fehlenden Komfort gewöhnt man sich, aber was trotzdem nervt, ist, dass es kein richtiges Frühstück gibt. Süßes Gebäck, Marmelade, Butter, nichtmal Milch. An manchen Tagen habe ich dann wirklich erst am Nachmittag was richtiges gegessen und getrunken.

Das Wochenende jetzt war dann sehr ruhig. Am Samstag sind wir einkaufen gefahren. Richtig, mit dem Taxi zum Supermarkt und wieder zurück! Klingt in deutschen Ohren sicher dekadent (was für ein herrliches Modewort!), aber ich erinnere euch jetzt zum letzten Mal daran, dass das hier fast nichts kostet. ;o) Wir waren zu viert und jeder hat nicht mehr als 2 Euro insgesamt gezahlt. Der Einkauf war nicht ganz so billig, denn wir haben richtig zugelangt und den ganzen Wagen vollgepackt mit schönen Sachen, die es in der City nicht gibt. Man findet hier natürlich längst nicht alles, was man von zuhause gewohnt ist, aber man kommt auf jeden Fall gut klar. Schwierig ist es, Brötchen oder Brot für’s Frühstück zu finden, aber das klappt ja sogar in Holland nicht wirklich. Am Abend haben wir dann angefangen, unsere Einkäufe zu verwerten und haben Bratkartoffeln und Rinderfilet gemacht. Sehr lecker! 





Auf dem Rückweg vom Supermarkt

Voller Kühlschrank - proudly presented by Karo

Am Sonntag habe ich versucht, ein paar Leute für’s Kino zu begeistern, aber das hat leider nicht geklappt. Stattdessen bin ich die letzten beiden Tage viel rumgelaufen und habe dabei Musik gehört. Überhaupt, wenn es mir gerade nicht so gut geht, muss ich einfach raus, laufen und vor allem: Musik hören, und es ist wieder alles in Ordnung. Das ist echt eine gute Therapie. Manchmal habe ich die volle Auswahl auf meinem IPod dabei oder ich höre mit meinem Handy, wo ich zwischendurch ein paar Überraschungen und Skurrilitäten eingestreut habe, wie zum Beispiel das hier. Wenn ich gerade im Umkreis von 10 Metern niemanden um mich habe, singe ich auch mit, spiele Luftgitarre, etc. Die, die mich besser kennen, können sich das wahrscheinlich gerade super vorstellen. H-H-H-HSV!

Heute war Feiertag, die Mädels haben Nudelsalat gemacht und ansonsten war wieder nichts los. Deswegen gibt es gerade auch keine Fotos von den letzten beiden Tagen! Abends habe ich mir noch Verdammnis auf dem Laptop angeschaut. Wer auf gute Thriller steht, kann sich die Stieg-Larsson-Verfilmungen auf jeden Fall getrost anschauen. Bin gespannt auf den letzten Teil.

Morgen haben wir wieder ein wenig organisatorisches zu erledigen, haben Uni und die Tage werde ich mir dann auch die ein oder andere Wohnung anschauen. Mal sehen, was die Woche so bringt.

Samstag, 14. August 2010

12.8.2010, 23.31 Uhr:

„Sometimes I do and sometimes I don’t…“

So, die ersten Tage in Córdoba sind gezählt. Am Samstag Mittag haben wir uns, wie geschrieben, mit Leona und Karo getroffen. Die beiden haben sich im Laufe der Woche eine Wohnung gesucht und sind fündig geworden. Es wird immer empfohlen, zusammen mit Argentiniern zu wohnen, das Problem dabei scheint aber, dass die Kollegen keinen besonderen Wert auf Sauberkeit legen – dagegen, dass das meiste Zeug hier einfach alt ist, kann man sicher nichts machen, aber sauber darfs dann doch schon sein. So sind die zwei jetzt in einer Ferienwohnung gelandet, die zwar etwas teurer, aber dafür wirklich sauber ist, in der „Most-Wanted-Area“ Nueva Córdoba im 10. Stock mit sehr schönem Ausblick über die Stadt, vor allem bei Nacht.

Blick aus Karos und Leonas Appartment
Ansonsten haben sie ein paar Formalia erledigt, aber waren noch in keinem Kurs. In den letzten Tagen habe ich mir die Uni und die Stadt angeschaut. Die Stadt ist groß, trocken, staubig, dreckig – nur einige Ecken haben ihren Reiz und sind schön. Was sofort auffällt, ist, dass die Stadt reissbrettmäßig in cuadras (Blocks, wie man sie aus us-amerikanischen Städten kennt) eingeteilt ist. Es scheint so, dass wirklich jeder Block gleich groß ist! Buenos Aires hat mir um einiges besser gefallen, aber ich habe auch nicht erwartet, dass ich hier die Stadt meiner Träume finde. Um schönes zu sehen, sind ja auch eher die Reisen da!

A prospos Reisen: Die argentinischen Fluggesellschaften haben verschiedene Flugtarife für dieselbe Klasse (Economy-Class oder Turista, wie es hier heißt). Der Unterschied liegt in der Flexibilität, die günstigste ist nicht umbuch- und stornierbar, bei der teuersten funktioniert das ganz gut. Das Interessante ist, dass Non-Residentes, also Ausländer, nur die teuerste Klasse buchen können bzw. dürfen, so zahlen wir gut das doppelte für einen Flug im Vergleich zu einem Argentinier. Ich versuche gerade, herauszufinden, ob wir mit unserem 6-Monats-Visum als Residente gelten und die günstigen Flüge buchen können, aber das ist nicht so einfach. Fliegen ist hier leider nicht so erschwinglich wie in Europa, man muss im Ausländertarif gut 100 Euro je 1000 Kilometer rechnen – und Argentinien ist groß!! Das nur als kleine Sidestory…

Leona und Karo, zusammen mit Christina, einer Austauschstudentin
aus Köln, und dem lustigen Glücksbärchen
Wir vor der Facultad de Lenguas
Eines der Mosaike vor der Facultad. Destroy the Krauts!

Um die letzten Tage zusammenzufassen: Ich bin viel umhergelaufen und habe dabei meist wenig erreicht. Vor drei Tagen sind wir um 9.30 Uhr aus dem Haus und sind um etwa 10.30 mit Carolina, unserer „Betreuerin“ von der Oficina de las relaciones internacionales, aufgebrochen, um ein polizeiliches Führungszeugnis zu beantragen. Die veranschlagten 40 Pesos (8 Euro) konnte man nicht vor Ort, sondern musste sie bei der Bank bezahlen. Das hat insgesamt ca. anderthalb Stunden gedauert, bis wir alle unsere 8 Euro losgeworden sind. Es gab dafür insgesamt acht Quittungen, die wir ausfüllen mussten mit unserem Namen, dem Betrag in Buchstaben und unserer Unterschrift. Kennt ihr das verrückte Haus bei Asterix? Mit den Formularen? Ihr wisst Bescheid. Für eine Prozedur, die in Deutschland wahrscheinlich eine halbe Stunde dauern würde, braucht man hier eher drei. Am besagten Tag haben wir innerhalb von sieben Stunden dieses Führungszeugnis beantragt und ein 20-minütiges Gespräch mit Guillermo, dem Studienberater, gehabt. Das war alles!

Bianca, eine Austauschstudentin aus Magdeburg, nachdem sie 10
Fingerabdrücke für das Führungszeugnis abgegeben hat
Gefühlsmäßig war es in den letzten Tagen sehr ambivalent. Manchmal war ich überfordert und dachte mir nur: „Was machst du hier eigentlich?“, ein paar Stunden später, als der Tag zuende und ich durch die Straßen zurück zum Hostel ging, war alles wieder gut. So langsam gewöhne ich mich aber glaube ich an die Situation und es stellt sich sowas wie ein Alltag ein. Ich habe die ersten Kurse besucht und manchmal sogar was verstanden, ein paar Dinge sind erledigt und morgen geht es wahrscheinlich raus aus dem Hostel. Ich kann zusammen mit Heiner zu einem Freund von Annika (sie war letztes Jahr hier in Córdoba und war uns im Vorfeld eine tolle Hilfe! Hallihallo und dankeschön, liebe Annika!) ziehen, das ist vielleicht erstmal keine schlechte Idee. Stellt euch vor, ich hab das Hostel bis morgen gebucht und weiß nicht, wo ich ab morgen schlafen werde! Nicht sehr deutsch, oder? Aber hier findet sich immer was.
Nochmal zurück zu den Kursen: Am Montag fiel der erste Kurs direkt aus, wegen Streik. Nächste Woche Montag ist hier Feiertag, da gibt es dann auch nichts. Ansonsten mache ich einen Übersetzungskurs, einen Kurs, der sich mit den verschiedenen Varietäten des argentinischen Spanisch beschäftigt und einen Englisch-Kurs, der die neuere Geschichte der englischsprachigen Länder behandelt. Den habe ich aber erst nächste Woche, mal sehen.

Jetzt habe ich noch gar nicht von unserem ersten Asado erzählt! Am Mittwoch waren wir bei den Leuten eingeladen, wo wir eventuell hinziehen. Das ist eine Residencia, wo etwa 10 Leute zusammen leben, hauptsächlich Argentinier, aber auch mindestens eine US-Amerikanerin. Der Verwalter dieser Resistencia ist wohl hier der Grillmeister und hat uns an diesem Abend alles mögliche vom Rind präsentiert! Man weiß nicht, was man da so alles gegessen hat, weil man in der Regel nur einen spanischen Namen bekommt, wenn man nachfragt, aber ich finde, dass man Rindfleisch sehr gut nach seinem Äußeren beurteilen kann, also, wenn es gut aussieht, dann schmeckt es auch gut. Angefangen wurde aber mit einer Blutwurst und, äh, man will ja nicht sofort nein sagen. Aber ich schwöre euch, das war das letzte Mal. In diesem Leben nicht mehr. Ansonsten war es aber ein sehr geselliger Abend mit etwa 30 Leuten, leckerem Fleisch, Salaten und süßem Baguette (nicht sehr lecker, es gibt aber Gott sei Dank auch normales hier). Also, es war wirklich ein netter Abend und man fühlt sich hier sehr gut von allen aufgenommen und absolut willkommen!

La vaca!

Asado in der Residencia "Big House"

Morgen gibt es wieder ein bißchen organisatorisches zu erledigen, wir haben einen Kurs am Nachmittag und am Abend gibt es ein weiteres Asado im Hostel hier, da schauen wir vielleicht nochmal vorbei. Was dann am Wochenende los ist, steht noch nicht fest, aber hier ergibt sich echt schnell was und wir haben schon viele Leute kennengelernt, sowohl Argentinier als auch viele Austauschstudenten und Reisende aus dem Hostel. Nächstes Wochenende würde ich gerne nach Rosario, weil dort La Vela Puerca spielen, eine Band aus Uruguay, die ich auf der Ärzte-Tour 2004 kennengelernt habe. Mal sehen, ob wir das auf die Beine gestellt kriegen!

Jetzt muss ich mich glaube ich erstmal entschuldigen, ich habe das Gefühl, dass dieser Blog-Eintrag überhaupt keine Struktur hat. Es ist spät und ich bin müde, aber ich wollte es nicht schon wieder auf morgen schieben. Der nächste wird ein wenig geordneter sein, versprochen!

Das Unigelände bei Nacht

Sonntag, 8. August 2010

7.8.2010, 11.16 Uhr (ab jetzt Ortszeit)

So, jetzt bin ich mittlerweile in Córdoba angekommen. Ich sitze im Baluch Backpackers Hostel, was für eine Woche mein Zuhause sein wird. Ich bin ziemlich müde, trotz Luxus-Doppeldecker-Bus mit nur 22 Sitzen (bzw. Liegen) kann man einfach nicht durchschlafen, denke mal, dass ich 4 von der 8 Stunden wirklich pennen konnte – auch war es ziemlich kalt, die (etwas kurz geratene) dünne Decke war dann doch etwas wenig. Und auch die Nacht davor im Hostel gabs nicht wirklich viel Schlaf. Egal, Karl – bin ja nicht zum Heia machen hier.

Wo waren wir stehengeblieben? Im Flieger, auf halber Strecke. Also, wie gesagt, der Flug war echt in Ordnung, auch die restliche Zeit. Abends gab es sogar noch eine weitere warme Mahlzeit, dieses Mal Tortellini mit Käsesauce, auch gut. Nach der Landung haben wir denke ich etwa eine Stunde am Schalter und am Gepäckband gewartet. Mein erster südamerikanischer Stempel! Oh man, ein 23-Kilo-Koffer, eine 15-Kilo-Tasche ohne Rollen und einen Rucksack, war nicht so angenehm, damit umherzudüsen. Deshalb haben wir uns auch ein Taxi zum Hostel gegönnt, das wäre im Bus eine Katastrophe geworden. Im Taxi sind wir dann direkt an ein Schlitzohr geraten. Ich habe ihm die 35 Dollar gegeben, die er haben wollte. Zackzack, lässt der Mann einen 10-Dollar-Schein verschwinden und zählt uns mehrmals 25 vor. Wir ließen natürlich nicht locker und haben ihn darauf hingewiesen, dass er einen Schein hat verschwinden lassen. Dickes Ding. Er hats dann auch schnell eingesehen und ist abgedampft.

Merke: Geld immer vorzählen.

Unser Hostel war sehr einfach – aber war ja auch ein einfacher Preis. Selbst in Buenos Aires, was nicht so günstig ist wie der Rest Argentiniens, zahlt man für ein Bett im Mehrbettzimmer nicht mehr als 8 Euro, das findet man in Deutschland eher selten. Selbst die Jugendherbergen gehen ja mittlerweile stramm auf die 20 Euro zu. Ich habe aber nichts erwartet und konnte somit auch nicht enttäuscht werden. Bei den vielen Übernachtungen, die ich hier noch vor mir habe, muss ja aufs Geld geachtet werden. Ein Bett, fließend Wasser, ein kleines Frühstück (wirklich klein!), fertig.

Unser Hostel in Buenos Aires. Im Stadtteil San Telmo, der nicht gerade der
schönste von BsAs, aber trotzdem ein Touristenmagnet ist

Ich habe mich am gleichen Abend dann noch mit Rodrigo getroffen, dem Mann, der bei mir die Züge ersteigert hat. Pünktlich um 10 war er am Hostel. Er hat uns angeboten, noch mit uns einen trinken zu gehen. So sind wir mit ihm in seinem Auto noch zum Irish Pub gefahren. Aus den 2 Kilometern Luftlinie wurde eine mindestens 45minütige Stadtrundfahrt, wo er uns alles wichtige gezeigt und sehr viel erzählt hat! Wow! Obwohl wir hundemüde waren, waren wir schwer begeistert. Ich bin mir sicher, dass so etwas in Deutschland nicht passieren kann. Im Pub hat er uns noch angeboten, richtig feiern zu gehen, wenn wir wiederkommen. See you, amigo!

Gegen 1.30 Uhr waren wir dann im Bett – deutsche Zeit: 6.30 Uhr. Die 24 Stunden waren quasi voll und wir waren echt fertig. Ab 8, 8.30 Uhr ist dann auch schon wieder Leben im Hostel und Schlafen wird schwierig. 8, 9 Stunden Schlaf hätten gut getan, es waren dann eher 5 oder 6. Und die Matratze war von Achtzehnhundertblumenkohl. Aber: immer lächeln, dann klappt das! :o)

Unser Tag in Buenos Aires war sehr nett und wir haben einiges abklappern können. Toll war eine Band, die am frühen Abend irgendwo in der Fußgängerzone ihre Instrumente und ihre Verstärker ausgepackt hat und losgelegt hat. Es war wohl noch eine sehr junge Band, denn von den 4 Songs, die wir gehört haben, waren 2 oder 3 Nummern Coversongs – aber so fangen ja alle an. Es gab Another Brick In The Wall und Knockin‘ On Heaven’s Door. In Deutschland wäre nach 10 Minuten das Ordnungsamt dagewesen und hätte die Sache beendet. Das wird mit Sicherheit eine Sache sein, die ich hier sehr schätzen werde: In Deutschland muss alles stur nach Vorschrift laufen, sonst beschweren sich die Leute oder klagen. Hier spielt eine Band mit Vollequipment in der Fußgängerzone, hier verkaufen Straßenhändler massenweise gebrannte DVD’s, können sich Mitarbeiter bei McDonalds den Spaß erlauben, ihren Kollegen lustige Shrek-Hüte aufzusetzen – und keiner meckert!





Heiner schaut nach oben
Irgendwo in Buenos Aires

Irgendwo in Buenos Aires 2

La Casa Rosada, der argentinische Präsidentenpalast

Wolkenkratzer im Hafengebiet

Gegen 7 gingen wir auf die Suche nach einem Restaurant und wir haben was echt nettes gefunden. Ein All-You-Can-Eat-Beef-Restaurant mit einem einige Meter langen Grill. Rodrigo hatte uns den Tipp gegeben, auf die Größe des Grills zu achten, denn: je größer der Grill, desto besser das Fleisch. Es war tatsächlich sehr gut, wobei ich natürlich noch keinen Vergleich habe, da das mein erstes Fleisch in Argentinien war. Damit ihr euch ein Bild vom Preisniveau machen könnt: Sehr nettes, etwas schickeres Restaurant im Hafen, all you can eat and drink, Postre (Nachtisch) zum Aussuchen, auch echt feine Sachen dabei, mit Fleisch vom Grill, Salat, Reis, Käse, rohem Schinken und vielem anderen für 83 Pesos, also etwa 18 Euro. Echt fair! In Córdoba soll alles noch etwas günstiger sein. Ich bin gespannt.


Ich vorm Restaurant Siga la Vaca (Folge der Kuh!)

Eine Hälfte des Warmhalte-Grills. Weiter hinten befindet sich der richtige
Grill, voll mit allem, was das Rind so bietet. Das hier vorne müsste Darm
sein. Ich bleib aber vorerst doch lieber beim Rumpsteak ;o)

Was wir dann nicht wussten, ist, dass im Bus abends auch noch eine vollwertige Mahlzeit serviert wird, so gab es dann nochmal was, und zwar Reis mit Hühnchen. Aber ich war noch so voll von meinem dicken Bife de Chorizo (Rumpsteak), dass ich nur probieren konnte.

Die Busse hier sind echt abgefahren. 22 Sitze in einem Doppeldeckerbus, Platz ohne Ende und eine 2 Meter lange Liegefläche. Schlafen ist zwar viel besser möglich als im Sitz, aber wie gesagt, mehr als ca. 4 Stunden waren nicht drin. Ich sehne mich nach der ersten guten Nacht hier, aber ich bin guter Dinge, denn die Matratzen hier im Hostel scheinen schön hart zu sein, nicht so Lappen wie in BsAs.


Cama Suite. Wir waren ganz vorne und oben, inklusive
netter Aussicht

Gleich, um 1, treffen wir uns mit Karo und Leona, die zwei studieren dasselbe im selben Semester wie ich und sind jetzt auch für ein Semester hier. Sie sind schon vor einer Woche hier angekommen und ich bin gespannt, was sie so zu berichten haben. Gestern war wohl schon eine Infoveranstaltung und da gabs bestimmt schon einige News.

5.8.2010, 16.02 Uhr MEZ:

„Oft verspüre ich in mir diesen leisen Trieb, meine Koffer pack ich, wenn ich Lust auf’s Reisen krieg. 

Ich sitze gerade im Flugzeug auf dem Weg nach Buenos Aires und schreibe meinen ersten Blog-Eintrag. Dank meines neuen, kleinen Netbooks ist sowas ja mittlerweile auch über den Wolken möglich. Bei gut 13 Stunden Flugzeit sicher eine Abwechslung. Die Lufthansa bietet zwar auf ihren kleinen, schicken Monitoren 18 Filme an, aber der Großteil sind Kinder- und Familienfilme, die man, wenn denn überhaupt, dann doch lieber in Gesellschaft schaut. Hier hätte ich jetzt lieber einen schönen Schocker à la Nightmare on Elm Street oder so etwas ;o)

Von vorne: Vorgestern sind Verena und ich nochmal nach Kassel gefahren, weil wir immer noch einen Zwischenmieter suchen und Termine vereinbart hatten. Gestern gings dann nach Frankfurt, wo wir in einem sehr schönen Hotel gewohnt haben. Radisson Blu, das einzige runde Hotel aus Glas in ganz Europa, hehe! Im 18. Stock gabs einen kleinen Wellnessbereich, aus dem Pool konnte man die Frankfurter Skyline bei Nacht überblicken, wow!



Radisson Blu in Frankfurt

Heute morgen bin ich dann mit Verena zum Frankfurter Flughafen gefahren, wo Julia und Heiner schon gewartet haben. Die beiden haben sich 2 Stunden in den Zug gesetzt, um mich zu verabschieden!! Etwas mitgebracht haben sie auch, dazu aber später mehr, wenn ich Fotos habe. Es ist ungaublich! Heiner (Achtung, Namensdoppelung. Das hier ist jetzt mein Reisepartner, der dasselbe vorhat wie ich und auch aus Kassel kommt) war auch schon am Flughafen. Ich habe ihn am Gepäckschalter gesehen, wo er gerade seine Tasche umpacken musste. Normalerweise sind auf Flügen von und nach Südamerika 2 Gepäckstücke à 23 Kilo erlaubt. Da er aber über die USA zurückfliegt, gilt das für ihn nicht! Sowas muss man erstmal wissen! Er hat aber alles gut verstaut bekommen. Nachdem dann alle beisammen waren, gab es noch eine traurige Verabschiedung, bevor wir zum Gate gegangen sind. Halbe Stunde Verspätung beim Abflug, der Mann im Cockpit hat uns aber versprochen, dass wir pünktlich da sind. Muss er reinhauen.


Sonnenuntergang über Südamerika

Hier treffen wir in etwa auf den südamerikanischen Kontinent. Von hier
aus dauert der Flug noch ca. 4 Stunden. Der dunkle Bereich zeigt an,
wo gerade Nacht ist, der helle, wo es Tag ist.

Ja jetzt sitze ich hier und die ersten 5 Stunden vergingen relativ schnell. Ich habe Jerry Cotton und Unsere Ozeane (toll!) geschaut und es gab „Pasta an zweierlei Sauce“, was nur die halbe Wahrheit war, denn eigentlich war es eine Sauce und zweimal ein bißchen Pesto. Verziehen, war lecker. Ja, man stellt sich halt auf die lange Flugzeit ein und dann sind 5 Stunden halt ein Klacks. Fliegt man nach Ägypten, stöhnt man schon nach 3 Stunden. Ist halt alles relativ.

Gegen 19.00 Uhr Ortszeit werden wir landen und dann hoffentlich nicht allzu spät im Hostel sein, wo ich mich noch mit jemandem treffe, der Märklin-Züge von mir ersteigert hat! Was für ein Zufall! Morgen Abend geht es weiter per Bus nach Córdoba, über Nacht und dann geht’s richtig los…

Ein paar Worte noch zum Blog: Ihr werdet euch sicher manchmal fragen: „Hääh?“ Wie im echten Leben kommt hier sicherlich ab und zu das ein oder andere Zitat, Redewendung, Insider drin vor. Wenn ihr euch also manchmal fragt, welchen Sinn dies oder jenes hat: gar keinen. Oder eben oben erwähntes. Ich werde natürlich versuchen, so regelmäßig wie möglich zu updaten.

Nochmal herzlichen Dank an alle, die letztes Wochenende tschüss gesagt haben und für alle Geschenke und Spenden! Ich verabschiede mich hiermit dann auch nochmal schriftlich von euch und natürlich besonders von Verena, die ich nur sehr ungern alleine zurücklasse. Circa 14 Wochen sind es wahrscheinlich, bis sie mich in Argentinien besuchen kommt. In den letzten 6 Jahren waren es maximal 2, in denen wir uns nicht gesehen haben. Meldet euch bei ihr und lenkt sie ein bißchen ab, wenn sie es braucht, das wäre die größte Freude, die ihr mir in den nächsten Monaten machen könnt. 

„Ich weiß jetzt, was ich will, ich geh jetzt endlich los, mein Weg wird ziemlich weit sein, denn die Welt ist ziemlich groß.