Samstag, 14. August 2010

12.8.2010, 23.31 Uhr:

„Sometimes I do and sometimes I don’t…“

So, die ersten Tage in Córdoba sind gezählt. Am Samstag Mittag haben wir uns, wie geschrieben, mit Leona und Karo getroffen. Die beiden haben sich im Laufe der Woche eine Wohnung gesucht und sind fündig geworden. Es wird immer empfohlen, zusammen mit Argentiniern zu wohnen, das Problem dabei scheint aber, dass die Kollegen keinen besonderen Wert auf Sauberkeit legen – dagegen, dass das meiste Zeug hier einfach alt ist, kann man sicher nichts machen, aber sauber darfs dann doch schon sein. So sind die zwei jetzt in einer Ferienwohnung gelandet, die zwar etwas teurer, aber dafür wirklich sauber ist, in der „Most-Wanted-Area“ Nueva Córdoba im 10. Stock mit sehr schönem Ausblick über die Stadt, vor allem bei Nacht.

Blick aus Karos und Leonas Appartment
Ansonsten haben sie ein paar Formalia erledigt, aber waren noch in keinem Kurs. In den letzten Tagen habe ich mir die Uni und die Stadt angeschaut. Die Stadt ist groß, trocken, staubig, dreckig – nur einige Ecken haben ihren Reiz und sind schön. Was sofort auffällt, ist, dass die Stadt reissbrettmäßig in cuadras (Blocks, wie man sie aus us-amerikanischen Städten kennt) eingeteilt ist. Es scheint so, dass wirklich jeder Block gleich groß ist! Buenos Aires hat mir um einiges besser gefallen, aber ich habe auch nicht erwartet, dass ich hier die Stadt meiner Träume finde. Um schönes zu sehen, sind ja auch eher die Reisen da!

A prospos Reisen: Die argentinischen Fluggesellschaften haben verschiedene Flugtarife für dieselbe Klasse (Economy-Class oder Turista, wie es hier heißt). Der Unterschied liegt in der Flexibilität, die günstigste ist nicht umbuch- und stornierbar, bei der teuersten funktioniert das ganz gut. Das Interessante ist, dass Non-Residentes, also Ausländer, nur die teuerste Klasse buchen können bzw. dürfen, so zahlen wir gut das doppelte für einen Flug im Vergleich zu einem Argentinier. Ich versuche gerade, herauszufinden, ob wir mit unserem 6-Monats-Visum als Residente gelten und die günstigen Flüge buchen können, aber das ist nicht so einfach. Fliegen ist hier leider nicht so erschwinglich wie in Europa, man muss im Ausländertarif gut 100 Euro je 1000 Kilometer rechnen – und Argentinien ist groß!! Das nur als kleine Sidestory…

Leona und Karo, zusammen mit Christina, einer Austauschstudentin
aus Köln, und dem lustigen Glücksbärchen
Wir vor der Facultad de Lenguas
Eines der Mosaike vor der Facultad. Destroy the Krauts!

Um die letzten Tage zusammenzufassen: Ich bin viel umhergelaufen und habe dabei meist wenig erreicht. Vor drei Tagen sind wir um 9.30 Uhr aus dem Haus und sind um etwa 10.30 mit Carolina, unserer „Betreuerin“ von der Oficina de las relaciones internacionales, aufgebrochen, um ein polizeiliches Führungszeugnis zu beantragen. Die veranschlagten 40 Pesos (8 Euro) konnte man nicht vor Ort, sondern musste sie bei der Bank bezahlen. Das hat insgesamt ca. anderthalb Stunden gedauert, bis wir alle unsere 8 Euro losgeworden sind. Es gab dafür insgesamt acht Quittungen, die wir ausfüllen mussten mit unserem Namen, dem Betrag in Buchstaben und unserer Unterschrift. Kennt ihr das verrückte Haus bei Asterix? Mit den Formularen? Ihr wisst Bescheid. Für eine Prozedur, die in Deutschland wahrscheinlich eine halbe Stunde dauern würde, braucht man hier eher drei. Am besagten Tag haben wir innerhalb von sieben Stunden dieses Führungszeugnis beantragt und ein 20-minütiges Gespräch mit Guillermo, dem Studienberater, gehabt. Das war alles!

Bianca, eine Austauschstudentin aus Magdeburg, nachdem sie 10
Fingerabdrücke für das Führungszeugnis abgegeben hat
Gefühlsmäßig war es in den letzten Tagen sehr ambivalent. Manchmal war ich überfordert und dachte mir nur: „Was machst du hier eigentlich?“, ein paar Stunden später, als der Tag zuende und ich durch die Straßen zurück zum Hostel ging, war alles wieder gut. So langsam gewöhne ich mich aber glaube ich an die Situation und es stellt sich sowas wie ein Alltag ein. Ich habe die ersten Kurse besucht und manchmal sogar was verstanden, ein paar Dinge sind erledigt und morgen geht es wahrscheinlich raus aus dem Hostel. Ich kann zusammen mit Heiner zu einem Freund von Annika (sie war letztes Jahr hier in Córdoba und war uns im Vorfeld eine tolle Hilfe! Hallihallo und dankeschön, liebe Annika!) ziehen, das ist vielleicht erstmal keine schlechte Idee. Stellt euch vor, ich hab das Hostel bis morgen gebucht und weiß nicht, wo ich ab morgen schlafen werde! Nicht sehr deutsch, oder? Aber hier findet sich immer was.
Nochmal zurück zu den Kursen: Am Montag fiel der erste Kurs direkt aus, wegen Streik. Nächste Woche Montag ist hier Feiertag, da gibt es dann auch nichts. Ansonsten mache ich einen Übersetzungskurs, einen Kurs, der sich mit den verschiedenen Varietäten des argentinischen Spanisch beschäftigt und einen Englisch-Kurs, der die neuere Geschichte der englischsprachigen Länder behandelt. Den habe ich aber erst nächste Woche, mal sehen.

Jetzt habe ich noch gar nicht von unserem ersten Asado erzählt! Am Mittwoch waren wir bei den Leuten eingeladen, wo wir eventuell hinziehen. Das ist eine Residencia, wo etwa 10 Leute zusammen leben, hauptsächlich Argentinier, aber auch mindestens eine US-Amerikanerin. Der Verwalter dieser Resistencia ist wohl hier der Grillmeister und hat uns an diesem Abend alles mögliche vom Rind präsentiert! Man weiß nicht, was man da so alles gegessen hat, weil man in der Regel nur einen spanischen Namen bekommt, wenn man nachfragt, aber ich finde, dass man Rindfleisch sehr gut nach seinem Äußeren beurteilen kann, also, wenn es gut aussieht, dann schmeckt es auch gut. Angefangen wurde aber mit einer Blutwurst und, äh, man will ja nicht sofort nein sagen. Aber ich schwöre euch, das war das letzte Mal. In diesem Leben nicht mehr. Ansonsten war es aber ein sehr geselliger Abend mit etwa 30 Leuten, leckerem Fleisch, Salaten und süßem Baguette (nicht sehr lecker, es gibt aber Gott sei Dank auch normales hier). Also, es war wirklich ein netter Abend und man fühlt sich hier sehr gut von allen aufgenommen und absolut willkommen!

La vaca!

Asado in der Residencia "Big House"

Morgen gibt es wieder ein bißchen organisatorisches zu erledigen, wir haben einen Kurs am Nachmittag und am Abend gibt es ein weiteres Asado im Hostel hier, da schauen wir vielleicht nochmal vorbei. Was dann am Wochenende los ist, steht noch nicht fest, aber hier ergibt sich echt schnell was und wir haben schon viele Leute kennengelernt, sowohl Argentinier als auch viele Austauschstudenten und Reisende aus dem Hostel. Nächstes Wochenende würde ich gerne nach Rosario, weil dort La Vela Puerca spielen, eine Band aus Uruguay, die ich auf der Ärzte-Tour 2004 kennengelernt habe. Mal sehen, ob wir das auf die Beine gestellt kriegen!

Jetzt muss ich mich glaube ich erstmal entschuldigen, ich habe das Gefühl, dass dieser Blog-Eintrag überhaupt keine Struktur hat. Es ist spät und ich bin müde, aber ich wollte es nicht schon wieder auf morgen schieben. Der nächste wird ein wenig geordneter sein, versprochen!

Das Unigelände bei Nacht

1 Kommentar:

  1. Lieber André, schön von dir zu lesen! Grüß mir die Argentinier
    !Qué estés bien!
    Deine Lieblings-Tutorin
    Iris

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